Werder im ADFC Fahrradklima-Test 2020

Der negative Langzeittrend bei Spaß, Sicherheitsgefühl, Konflikten mit Kfz sowie mangelnde Breite und Oberfläche der Radwege hält in den meisten Städten und Gemeinden Deutschlands an. Und Werder rangiert (innerhalb seiner Ortsgrößenklasse) unter den letzten 10% ! Dies bestätigt vollauf unsere Vorwürfe an Verwaltung und ‚konservative‘ SVV Mehrheit, nichts zur Verbesserung der Situation für den Rad- (und Fuß-)Verkehr zu unternehmen.

Seit Jahren kämpfen wir von Bündnis 90/Die Grünen gegen die Dominanz des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) und darum, die Situation für (Fußgänger, Öffentlichen Personenverkehr und) Radfahrende zu verbessern (zuletzt mit unseren zukunfsorientierten Haushaltsanträgen in der letzten SVV). Obwohl die meisten politischen Mitbewerber mittlerweile auch öffentlichkeitswirksam eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur fordern, verhindern sie dann jegliche Maßnahmen welche eine De-Attraktivierung des MIV zugunsten von mehr Flächen und Sicherheit für den Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖPNV) beinhalten. Aber ohne mehr Flächengerechtigkeit gibt es keine Verbesserung von Sicherheit und Komfort für den Radverkehr! In den ablehnenden Ergebnissen der letzten SVV am 11. März 2021 widerspiegelt sich diese Haltung sehr deutlich. Spätestens mit den Ergebnissen des ADFC Fahrradklima-Tests sehen wir uns nun natürlich mit unseren Forderungen bestätigt und werden weiter und verstärkt (u.a.) für eine Verbesserung des Fahrradklimas in Werder kämpfen.

Der ADFC Fahrradklima-Test ermittelt bundesweit die Stimmung und Zufriedenheit der Radfahrenden in Städten und Kommunen. Daraus entsteht gleichzeitig ein Arbeitstool, welches den Kommunen konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Situation für Radfahrende an die Hand gibt.

2020 haben sich ca. 230.000 Radfahrende an der Befragung beteiligt, wobei nun die Situationen in 1.024 Städte und Gemeinden bewertet wurden.

Abbildung 1: Verteilung der teilnehmenden Städte und Gemeinden nach Ortsgrößen

Werder ist eine von 415 teilnehmenden Städten in der Klasse 20.000 bis 50.000 Einwohner und landet in der Bewertung der Situation für Radfahrende – wenig überraschend – so ziemlich am Ende der Liste: mit einer Bewertung von 4,42 ( Bewertung nach dem Schulnotenprinzip ) auf Platz 384 und von den 18 teilnehmenden Städten in Brandenburg auf dem allerletzten Platz (Ergebnisse für Werder).

Die folgende Grafik verdeutlicht die Ergebnisse bei den einzelnen Kriterien sortiert nach den Einzelbewertungen von Werder (Havel) sowohl absolut als auch im Vergleich zu den anderen Orten der gleichen Ortsgrößenklasse:

Abbildung 2: Ergebnisse für Werder nach Kriterien, sortiert nach Einzelbewertung, absolut und im Vergleich

Als besonders schwach empfinden die Radfahrenden in Werder (Havel) diejenigen Kriterien, welche sich maßgeblich auf die subjektive und vor allem auch objektive Sicherheit auswirken. Verstärkt wird diese Erkenntnis dadurch, dass genau diese sicherheitsrelevanten Aspekte im Vergleich zu den durchschnittlichen Bewertungen in anderen Städten nochmal negativer ausfallen. Das lässt den Schluss zu, dass die Radfahrenden in anderen Städten und Kommunen bessere Bedingungen vorgefunden und geschätzt haben; sich in der eigenen Stadt hingegen – wo sie die meisten Wege zurück legen – unsicher fühlen.

Die folgende Darstellung verdeutlicht den Zusammenhang zwischen den vorangehend beschriebenen Ergebnissen für die einzelnen Kriterien und der ermittelten Wichtigkeit dieser Kriterien für die Radfahrenden: insbesondere die Kriterien mit den sehr schlechten Bewertungen wie Sicherheit, Akzeptanz, Radinfrastruktur werden von den Nutzers als besonders wichtig benannt und umgekehrt, die wenigen nicht ganz so schlimmen Bewertungen gibt es für Kriterien, denen eine geringe Wichtigkeit zugeschrieben wird.

Abbildung 3: Wichtigkeit der Kriterien für die Radfahrenden

Die Wichtigkeit der einzelnen Themen zeigen, dass eine sichere und komfortable Infrastruktur für Radfahrende gewünscht wird, welche alle relevanten Quellen und Ziele der Alltags- und Freizeitwege konsistent und lückenlos miteinander verbindet.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, die Ergebnisse des Fahrradklima-Test 20 widerspiegeln die schlechten Bedingungen für den Fahrradverkehr in Werder (Havel), sowie die daraus resultierende Grundstimmung bei den Radfahrenden. Trotz unzähliger Lippenbekenntnisse von Seiten der ‚konservativen‘ Mehrheit in der SVV sowie der ausführenden Verwaltung wurden in den letzten Jahrzehnten kaum Programme für den Radverkehr angegangen. Und die meisten der wenigen erfolgten Maßnahmen zeichnen ein klares Bild: es werden bestenfalls die minimalen Anforderungen aus den entsprechenden Regelwerken umgesetzt, und das auch nur dort, wo eine Umsetzung mit geringem Aufwand und ohne Umverteilung von öffentlichem Raum zuungunsten des motorisierten Individualverkehrs verbunden ist.

Als Konsequenz weist das Straßennetz von Werder (Havel) einen Flickenteppich größtenteils ungeeigneter, unsicherer, unkomfortabler Radinfrastruktur aus und verhindert damit den nötigen Anstieg des Fahrrad-Anteils am Modal Split (Verkehrsmittelanteile). Damit steht die Entwicklung im krassen Widerspruch zu den Ergebnissen der Online-Bürgerbeteiligung sowie der Haushaltsbefragung welche im Rahmen der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans durchgeführt wurden. Hier drückten jeweils große Mehrheiten ihre Unzufriedenheit mit der vorherrschenden Situation für Radfahrende sowie ihren Forderung nach einer dringenden und umfassenden Verbesserung der gegenwärtigen Situation aus! Besonders häufig wurde hier der Mangel an objektiver und subjektiver Sicherheit als Gründe benannt, Alltagswege nicht mit dem Fahrrad zurückzulegen zu können.

Leider gibt es auch derzeit keine große Hoffnung, dass die gegenwärtig dominierende CDU/AfD/Freie Bürger Mehrheit gewillt ist, ein paar Schritte auf Radfahrende zuzugehen. Unser Antrag auf Bereitstellung von Mitteln im Haushalt 2021 zur Markierung von Schutz- und Radfahrstreifen wurde ohne konstruktive Diskussion bzw. stichhaltige Gegenargumente abgelehnt.