Energiewende und Klimaschutz – Vorbehalte und Mythen als Argumente 22. November 20191. August 2023 Wir Grünen sind überzeugt: wenn er Ausstoß von Treibhausgasen nicht schnell und drastisch reduziert wird, wird die vom Menschen verursachte Klimakrise zur Klimakatastrophe. Nur durch konsequente Klimaschutzmaßnahmen kann eine Umweltkatastrophe abgewendet werden. Während grundsätzliche Entscheidungen zum Klimaschutz zumeist auf nationaler oder internationaler Ebene getroffen werden, habe die Städte und Gemeinden die Aufgabe, den Bürgern mit einer Vor- und Leitbildfunktion gerecht zu werden. Es sind auch die Kommunen, die von den bereits heute spürbaren Auswirkungen der klimatischen Veränderungen unmittelbar betroffen sind, in unserer Gegend sind es derzeit vor allem langanhaltende Trockenperioden mit nachfolgenden Schädigungen der Vegetation und Absenkungen des Grundwasserspiegels. Daher habe wir Grünen mit den Anträgen zur Anerkennung der Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität sowie zu vorbereitenden Arbeiten zur anteiligen Eigenenergieversorgung durch Photovoltaik zum Ausdruck gebracht, dass wir aktiv lokale Klimaschutzmaßnahmen vorantreiben wollen. Während der erste der beiden Anträge darauf abzielt, künftig alle Entscheidungen der SVV und der Stadtverwaltung unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf Klima-, Umwelt- und Artenschutz zu treffen, soll der zweite Antrag den Weg zu einer zunehmenden Nutzung photovoltaischer Anlagen zur klimafreundlichen Eigenenergieversorgung ebnen. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Mobilität und Umwelt am 13.11.2019 zeigte sich eine grundsätzliche Zustimmung bei der Mehrzahl der Fraktionen so dass wir optimistisch sind, dass diese Anträge in der kommenden SVV mehrheitlich angenommen werden. Erwartungskonform wurden im Ausschuss (wie auch sonst in Teilen der Öffentlichkeit) vermeintlich valide Argumente gegen unsere Anträge, und damit gegen einen wirksamen Klimaschutz vorgebracht. Neben den ganz offensichtlich fadenscheinigen Beiträgen welche auf einer kompletten Leugnung des menschengemachten Klimawandels basieren, gab es auch die Argumente, welche die grundsätzliche Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen anerkennen, aber die Möglichkeiten und die Potentiale lokaler Aktivitäten in Frage stellen. Dabei stehen in der Regel zwei vermeintliche Vorbehalte im Vordergrund: dass der europäische und insbesondere deutsche Anteil an den Emissionen so gering sei dass eine Reduzierung global kaum ins Gewicht fiele. Und dass unsere geographische Lage nicht geeignet sei unseren Energiebedarf aus regenerativen Quellen zu decken. Abgesehen davon, dass der Verweis auf den geringen Absolut-Anteil an Emissionen egoistisch ist, ist er auch nicht richtig da ein Großteil der importierten Rohstoffe in anderen Teilen der Welt unter emissionsintensiven An- und Abbaumethoden gewonnen und produziert werden. Was den Vorbehalt betrifft, die Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien (insbesondere Sonne und Wind) sei bei uns zu teuer oder zu unzuverlässig, halten sich immer noch einige Mythen die immer wieder als Gegenargumente hervorgebracht werden. Dazu zählen die vermeintlich immensen Kosten der Energiewende, der sogenannte ‚Geisterstom‘ sowie die befürchtete Dunkelflaute. Zusätzlich wird häufig mit Verweis auf die relativ kurzen Reichweiten der Einwand vorgebracht, dass im Straßenverkehrssektor mit dem derzeitigen Fokus auf Elektromobilität ein falscher Weg beschritten würde da Wasserstoffantriebe bei Weitem ‚besser‘ wären. Mit ebendiesen Mythen beschäftigt sich die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert, Professorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen in einem Gastbeitrag für das Wirtschafsmagazin Capital [1]. Eindrucksvoll und anschaulich widerlegt sie dabei die vorgenannten Argumente gegen die Energiewende und kommt zu dem Schluss: „Die Technologien sind vorhanden, sie müssen nur zum Einsatz kommen. Es gibt schon heute Praxisbeispiele, dass und wie eine Welt aus 100 Prozent erneuerbarer Energien funktionieren kann“. Und weiter: „Selbst die großen Energiekonzerne setzen inzwischen voll auf erneuerbare Energien. Sie wissen, dass es in Zukunft eine dezentrale, auf erneuerbaren Energien basierende Strom- und Energieerzeugung geben wird. Sie wissen dass es Prosumer-basierte Speicherlösungen kombiniert mit dezentraler Solarenergie samt Wärmespeicher geben wird. Und sie haben bereits begonnen, ihre Geschäftsmodelle entsprechend umzustellen. Einer Vollversorgung mit erneuerbarer Energien steht somit nichts mehr im Wege, es sei denn man hört auf die laut schreienden Ewig-Gestrigen, die leicht widerlegbare Mythen in die Welt setzen. Wir sollten uns von ihnen nicht den Spaß an der Zukunft nehmen lassen. Klimaschutz ist eine Chance. Nutzen wir sie!“ Genau diesem Motto folgend werden wir Grünen weiterhin für schnelle und aktive Klimaschutzmaßnahmen auch auf lokaler / kommunaler Ebene kämpfen. [1] https://www.capital.de/wirtschaft-politik/energiewende-mythen-reloaded