Aktuelle Schulpolitik in Werder 15. November 202030. Juli 2023 Es gibt in Werder vier städtische Grundschulen, eine bestehende Grundschule eines freien Trägers und eine weitere freie Schule befindet sich in der Planung. Grundschulen sind wunderbar flexible Organisationen, die mal mehr, mal weniger Schüler aufnehmen können. Zur Zeit befinden sich alle Grundschulen an der obersten Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit. Daher ist das Thema ERWEITERUNG ganz oben auf der Tagesordnung gelandet. Die vorgeschlagenen Lösungen können wir allerdings nicht mittragen. Wir setzen uns für eine weitere dauerhafte Grundschule ein. Thema Grundschulen Es gibt in Werder vier städtische Grundschulen, eine bestehende Grundschule eines freien Trägers und eine weitere freie Schule befindet sich in der Planung. Grundschulen sind wunderbar flexible Organisationen, die mal mehr, mal weniger Schüler aufnehmen können. Zur Zeit befinden sich alle Grundschulen an der obersten Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit. Daher ist das Thema ERWEITERUNG ganz oben auf der Tagesordnung gelandet. Die vorgeschlagenen Lösungen können wir allerdings nicht mittragen. Wir setzen uns für eine weitere dauerhafte Grundschule ein. Die Planung von Schulkapazitäten ist nicht einfach. Die tatsächliche Zahl der Einschüler*Innen ergibt sich im Allgemeinen mit 6 Jahren Vorlauf. Kommen nur für 1-2 Jahre mehr Schüler*Innen, so können die Schulen dies auffangen. Hält der Trend dauerhaft an, muss die Kapazität angepasst werden. Dafür sind Prognosen wichtig. Im Sozialausschuss wurde mitgeteilt, dass im Schuljahr 2020 – 2021 alle Erstklässler eingeschult werden konnten. Alle Schulen haben hier Großartiges geleistet, sind aber inzwischen alle mehr als gut ausgelastet. Thema: Gesichtspunkte der Prognosen Einen Gesichtspunkt stellen hier die Kitas dar. Unsere Kitas sind voll. Neue Kitas sind gebaut worden und noch zusätzliche müssen gebaut werden. Niemand zweifelt daran, dass diese ebenfalls voll ausgelastet werden können, wenn das Personal dafür gefunden wird. Einen anderen Gesichtspunkt stellt die Bevölkerungsentwicklung dar. Frühere Prognosen des Landes Brandenburg, wonach die Bevölkerung im ganzen Land und auch in Werder sinkt, haben sich, zum Glück, nicht bewahrheitet. Vor allem durch Zuzug ist die Einwohnerzahl Werders auf nunmehr über 27.000 gewachsen. Wir Grüne sehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird und auch anderen sehen die zukünftige Einwohnerzahl Werders um die 30.000 Einwohner. Dabei ist der Anteil der Kinder an der Bevölkerung für die Prognose der Schulentwicklung besonders wichtig. Die Zahl der grundschulpflichtigen Kinder setzt sich nicht nur aus der Zahl der Geburten, sondern auch aus der Zahl der Zuzüge zusammen. Wir wissen natürlich nicht, wer nach Werder ziehen wird. Wir kennen aber unsere Stadt mit seinen zahlreichen 1-2 Familienhäusern mit großem Außengelände. Wir denken daher, diese Struktur ist überdurchschnittlich interessant für Familien mit Kindern. Unterstützung findet unsere Annahme dabei im aktuellen INSEK-Entwurf, dessen Beschluss für den Dezember diesen Jahres angestrebt wird. Daraus folgende Tabelle: Abbildung 1: Bevölkerungsprognose des IÖR nach AltersklassenQuelle: Stadt Werder (Havel) – Integriertes Stadtentwicklungskonzept / 10. Juni 2020 (Abbildung 9) Wir von Bündnis 90/Die Grünen sind der Meinung, dass sich die Planung neuer Schulkapazitäten an einer Prognose von 30.000 Einwohnern mit überdurchschnittlich vielen Kindern orientieren muss. Danach fehlen mindestens 2-3 Züge im Grundschulbereich. Neben den quantitativen Ansätzen gilt unseres besonderes Augenmerk der pädagogischen Qualität. Moderne Konzepte für Grundschulen (z.B. Raumbedarfsplanung des Landes Brandenburg) sehen mehr und größere Räume in der Grundschule vor. Das betrifft vor allem weitere Fachräume und Zusatzräume, um zum Beispiel integrative Ansätze umsetzen zu können. Außerdem werden die Gemeinschaftsräume größer konzipiert. Für uns als Grüne gehört dazu auch der Außenbereich der Schulen mit Garten oder Toberaum. Keine unserer bestehenden Grundschulen sind auf diese Rahmenbedingungen schon eingestellt, was eben vor allem an der großen Schülerzahl liegt. Wollen wir dieses Ziel angehen, so brauchen wir 3-4 neue Züge! Abbildung 2: Entwicklung der Grundschüler*innen seit 2013/2014Quelle: Stadt Werder (Havel) – Integriertes Stadtentwicklungskonzept / 10. Juni 2020 (Abbildung 30) Die Abbildung 2 macht deutlich, dass die Karl-Hagemeister-Grundschule, sowie die Carl-von-Ossietzky in den letzten Jahren ihre Klassenzahl deutlich aufstocken konnte, während die Grundschule Glindow und die Inselschule Töplitz ihre Kapazitätsgrenze bereits erreicht haben. Vom freien Träger hört man ebenfalls, dass diese gut ausgelastet ist. Was die Stadtverwaltung plant und was wir davon halten An der Carl-von Ossietzky wurde bereits ein Erweiterungsbau realisiert. Mit dieser Erweiterung gilt der Standort ebenso wie die Inselschule Töplitz für uns als nicht weiter ausbaufähig. Werders ohnehin größte Grundschule, die Karl-Hagemeister-Schule, soll noch weiter wachsen. Dazu wird ein Plan vorangetrieben, einen Bau im Bereich des aktuell nicht genutzten Schulgartens zu errichten. Wie groß dieser Bau wird, ist noch nicht mitgeteilt worden, wird aber in seinen Ausmaßen mit einer kleinen Schule vergleichbar sein. Wir haben über entsprechende Anträge versucht zu erreichen, dass die Stadtverordneten in die finalen Entscheidungen zum geplanten Ausbau eingebunden werden. Für dieses Mitbestimmung fand sich in der Stadtverordnetenversammlung leider keine Mehrheit. Lediglich die Fachausschüsse sollen nun über den Fortschritt informiert werden, ohne allerdings auf diesen direkten Einfluss nehmen zu können. Diese Entwicklung betrachten wir mit größter Sorge. Richtig wäre es aus unserer Sicht, die Schule von Klassen zu entlasten und mit dem gewonnenen Raum die pädagogische Weiterentwicklung engagiert anzugehen. Wenn es dazu notwendig ist, einen kleinen Anbau für Fachkabinette oder eine Aula zu errichten, findet dies unsere volle Zustimmung. Was sich jetzt allerdings abzeichnet, ist uns ein Graus: Schülerzahlen von mehr als 600 sind für eine Grundschule schlecht. Den vielen Schüler*Innen stehen dann weniger Freiraum in den Pausen und weniger pädagogische Freiräume zur Verfügung als heute. Eine Überlastung der Sporthalle zeichnet sich ab. Neben der Überlastung des Schulstandortes sehen wir auch Probleme auf den Kiez Jugendhöhe zukommen. Eine Vielzahl an sozial anspruchsvollen Herausforderungen stellt eine steigende Belastung dar, welche ein Sozialraum irgendwann nicht mehr im Stande ist, auszugleichen. Bisher ist dies glücklicherweise gut gelungen, aber nur zu hoffen ist uns an dieser Stelle zu wenig. Um dem Raummangel in der Glindower Schule zu begegnen, soll in Verlängerung des Altbaus ein Neubau entstehen. Ob dieser zuerst der pädagogischen Qualität oder der Klassenerweiterung dient, ist nicht klar. Aufgegeben wird dabei der vordere Teil des breiten Grünstreifens entlang der Glindower Dorfstraße, der heute noch außerhalb der Schule liegt. Damit fallen Bäume mit ihrer wasser- und klimaregulierender Funktion. Der als typischer Dorfplatz angelegte Bereich verliert dabei an Gesicht. Wir sehen die Schule weiterhin maximal als zweizügige Schule. Wenn für die Sicherung und Erhöhung der pädagogischen Qualität ein Erweiterungsbau notwendig ist, so sollte dieser so konzipiert sein, dass der Verlust an Grünfläche gering ist und vor Ort ausgeglichen wird. Ebenfalls in Glindow, aber weit außerhalb des Dorfkerns wird der sogenannte Bildungs-Campus eines freien Trägers mit Grundschule entstehen. Die Schule wird ein überregionales Einzugsgebiet haben. Wie viele Werderaner Schüler*Innen dort einen Platz bekommen werden, zumal für diesen ein Schulgeld zu zahlen sein wird, ist nicht festgelegt. Dennoch unterstützt die Stadt Werder den Träger mit Bereitstellung eines Baugrundstückes und erheblichen Zuschüssen im mittleren 7-stelligen Bereich. Grundsätzlich freuen wir uns über freie Schulen und treten für ihre ausreichende Finanzierung ein. Unserer Meinung nach zieht hier die Stadt aber einen in Teilen freiwilligen Zuschuss der Pflichtaufgabe “Bau einer städtischen Schule” vor. Es entstehen kostenpflichtige Schulplätze anstatt kostenfreier Grundversorgung. Daher konnten wir dieses Projekt nicht mittragen und haben entsprechende Beschlüsse konsequent abgelehnt. Wir treten für einen weiteren Grundschulstandort ein. Die Stadtverordnetenversammlung hat die Stadtverwaltung dazu beauftragt, unbebaute Grundstücke vor allem in den Havelauen zu identifizieren. Die Stadtverwaltung antwortete bislang, dass in dem Gebiet keine geeigneten städtischen Flächen liegen würden. In einem neuen Antrag wollen wir die Stadt auffordern, für geeignete Flächen Kaufangebote zu unterbreiten. Dass man sogar aus einer landwirtschaftlichen Fläche im Außenbereich der Stadt ein Baugrundstück für eine Schule machen kann, sehen wir am Beispiel Bildungscampus. Mit einer Schule am neuen Standort kann einiges in Bewegung kommen. Bleiben die Schülerzahlen hoch, haben wir dauerhaft die Kapazitäten, die wir brauchen. Für die anderen Standorte kann dann die pädagogische Verbesserung in den Blick genommen werden. Sinken die Zahlen jedoch wieder, was wir nicht glauben, können die anderen Grundschulen auch entlastet, gründlich saniert und ggf. für ältere Jahrgänge zur Verfügung gestellt werden. Denn eines ist klar: Die vielen Schüler der Grundschule kommen demnächst in weiterführende Schulen und dort stellt sich dann das nächste Problem. Joachim HilburgStadtverordneter Bündnis 90/Die Grünen – SVV Werder (Havel)